Die einen tun es ständig, die anderen nur ab und zu: Verzichten! Verzichtet wird dann auf Fleisch, Süßigkeiten, Plastik, Shoopingausbeute, Fernsehen, Alkohol oder auf das, was persönlich als „unnütz“ definiert wird. Doch was bringt einem das? Eine Sache rückt bei allen Verzichtsformen fast immer in den Vordergrund. Wenn etwas wegfällt, dann kommt was anderes hinzu, zum Beispiel mehr Zeit zum Lesen, für Freunde, Sport oder sich selber, wenn einfach nur dem Fernseher der Stöpsel gezogen wird. Wer auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet, schärft seinen Blick und Geschmackssinn für Alternativen, befasst sich mehr mit dem, was er stattdessen verzehrt. Bewusster essen oder bewusster leben: Die Gründe, Motive und Möglichkeiten für den Verzicht sind vielfältig. Ein paar von denen, die sehr gerne verzichten, stellen wir euch hier vor.
Klamottenkur
Wir befinden uns mitten in der christlichen Fastenzeit. Parallel laufen aber auch weitere Fastenaktionen, wie z.B. die Kampagne „Klamottenkur„. Vom 18. Februar bis 4. April 2015 lautet das Ziel: Klamotten reduzieren und mit 50 Teilen auskommen. Verzweifeln muss dabei niemand vor seinem Kleiderschrank. Es gibt ein Forum, um sich mit anderen auszutauschen und auch Termine, um sich treffen. Wer mag kann Kleidungsstücke tauschen. Die Klamottenkur findet seit 2012 statt. Initiiert haben die Aktion die Designerinnen Annika Cornelissen und Lenka Petzold. Sie möchten zeigen, dass es möglich ist, mit wenigen Kleidungsstücken auszukommen. Die Klamottenkur dient dazu, sich nach und nach an einen weniger gefüllten Kleiderschrank zu gewöhnen.
Ein Jahr ohne Zeug | Aktion von good:matters
Keine Gebrauchsgüter mehr kaufen, sondern nur noch leihen, tauschen, reparieren oder auch upcyclen. Und das alles für ein Jahr. Diese Aktion hat sich die Berliner Agentur good:matters ausgedacht und vom 01.01.2014 bis 01.01.2015 durchgeführt. Angelegt als Spiel wurden andere „Mitspieler“ zum Mitmachen motiviert. Ein Interview mit den Initiatoren der Aktion nach der Durchführung hat die Deutsche Umweltstiftung in ihrem Newsletter veröffentlicht.
Redakteur David Pfeifer sagt „Nein, danke“
„Lebensnotwendiges und Erlebnisse“ darauf wollte David Pfeifer nicht verzichten. Lebensmittel, Zugtickets oder auch Eintrittskarten waren erlaubt, eine neue Jeans oder neue Möbel waren tabu. Geplant war ein Jahr, doch dann musste David Pfeifer durch einen Umzug früher mit seinem Experiment abbrechen. Dennoch hat er vor allem eins mehr bekommen: Zeit (Zum Artikel „Nein, danke“, Süddeutsche Zeitung Magazin 38/2014).
Kein Geld, keine Probleme?
Auf die Karriere sowie auf viel Geld verzichten und stattdessen mit einem überschaubaren Budget auskommen. Das hat sich Gerrit von Jorck vorgenommen. 500 Euro reichen für ihn pro Monat. Dabei könnte ein Vielfaches verdienen, wenn er wollte. Ein Abschluss in VWL würde ihn finanziell absichern. Doch Gerrit sagt dem Konsum ab, auch um unabhängig zu bleiben, erklärt er. (Zum Artikel „Freiwilliger Karriereverzicht: Mit 500 Euro das große Glück“, Spiegel Online vom 09.01.2014).
Alles minimal – Minima Muse
Das Blog Minima Muse bringt es im Untertitel auf den Punkt worum es geht: „Kreativer Konsumverzicht im kollektiven Selbstversuch“. Inititiert wurde das Blog von Dörte Giebel, die bereits in ihrer Jugend als „Antimaterialistin“ lebte und vor einigen Jahren, diese Lebensweise wieder verstärkt in ihren Alltag zurückholen wollte. Im Blog geht es um “ Konsumverzicht, Minimalismus bzw. Downshifting„. Es gibt jede Menge Anregungen, auf was und wie sich verzichten lässt als Challenges oder Blogparaden. Und es gibt vor allem noch drei weitere Bloggerinnen, die aus ihrem Alltag berichten.
7 Talks für eine bessere Welt
Falls ihr euch eine knappe halbe Stunde Zeit nehmen könnt, dann schaut euch auch das folgende Video von „7Talks für eine bessere Welt“ an. Dabei handelt es sich um eine „experimentelle, interaktive Talkshow von 4,5 Stunden anlässlich der Konferenz für eine bessere Welt, am 7. September 2014 in Hamburg.“ In Folge 4 „Konsum und Verzicht“ der Reihe war Felix Weth, Gründer und Geschäftsführer von FAIRMONDO (ehem. Fairnopoly) zu Gast. Die übergeordnete Frage lautete: „Wie können wir den Kreislauf aus Überangebot, unnötigem Konsum und Müllbergen durchbrechen?“
Kinofilm: my Stuff – Was brauchst Du wirklich?
Kaufen, kaufen, kaufen…den Teufelskreis möchte Petri durchbrechen. Nachdem ihn seine Freundin verlassen hat, kauft er alles, was er in die Tüten packen kann. Glücklich wird er dadurch nicht. Er schwört dem Konsum ab, packt seine Sachen ihn ein Lager und beschließt: 1 Jahr lang darf er nichts neues kaufen, sondern holt sich nur einen Gegenstand pro Tag aus dem Lager zurück. my Stuff läuft ab dem 5. März 2015 in unseren Kinos.
Eine weitere kleine Blogauswahl:
Apfelmädchen & sadfish – 365 Tage, 1 Gegenstand pro Tag ausmisten, loslassen, verzichten. Apfelmädchen und sadfish bloggen schon seit einigen Jahren über Nachhaltigkeit und Minimalismus. Für 2015 möchten sie konsequenter verzichten.
Minimalismus21 – Fokussierung, Trend, Utopie, Zeitgefühl, Lebenseinstellung? Ein Begriff und seine Interpretation im 21. Jahrhundert.
Malmini.de – Minimalismus als Lebensstil
Ein Jahr ohne Kleiderkauf & Danach – Vom Shopaholic zur kritischen Konsumentin
Worauf würdet ihr verzichten? Wovon könnt oder möchtet ihr euch trennen? Erzählt es uns?
Artikelbild: bohemienne